„Das industrielle Gewerbe in den Vereinigten Staaten befindet sich in einem rezessionären Umfeld“, wie sich Fastenal-CFO Daniel Florness vor einigen Tagen ausdrückte. Es kümmere ihn auch nicht, was andere Leute dächten oder auf welche Weise andere Leute die aktuelle Lage beurteilen würden. Immerhin gehöre sein Unternehmen zu den größten Lieferanten mit einem der umfangreichsten Kundenstämme in der amerikanischen Industrie. Tja, werte Leser, da passt es doch ganz gut ins Bild, dass die Rezessionsbefürchtungen in den USA laut einer neuen Umfrage auf das höchste Niveau seit zwei Jahren geklettert sind, nicht wahr?!.
Umfrage: Über ein Fünftel der Befragten erwartet eine Rezession in den USA binnen Jahresfrist
Eine durch den Finanzsender CNBC durchgeführte Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass die Chancen für den Ausbruch einer Rezession in den Vereinigten Staaten in den kommenden zwölf Monaten auf ein neues 2-Jahres-Hoch geklettert sind. Daran hat insbesondere der sich deutlich eintrübende Wachstumsausblick einen großen Anteil.
An der durch CNBC durchgeführten Umfrage nahmen neben Analysten und Ökonomen auch Fondsmanager teil. Laut deren Einschätzung stehen die Chancen für einen sich abzeichnenden Ausbruch einer Rezession in den USA nicht allzu schlecht. Und dies trotz der sich nunmehr seit sieben Jahren fortsetzenden Nullzinspolitik der Federal Reserve.
Immerhin erklärten 22% der Umfrageteilnehmer, dass eine Rezession in den nächsten zwölf Monaten vor der Tür stehen dürfte. Im vergangenen Monat waren es 19% der Befragten, die dies so sahen. Damit ist der Anteil derjenigen, der diese Befürchtungen hegt, auf das höchste Niveau seit der ausufernden Debatte im Kongress um eine Anhebung der Schuldenobergrenze im Januar 2013 geklettert.
Zwar verharren die Rezessionsbefürchtungen zum aktuellen Zeitpunkt noch recht deutlich unter dem im Jahr 2011 erreichten Allzeithoch von 36%. Doch hier ein Vergleich: Zu Beginn dieses Jahres lagen diese Befürchtungen gerade einmal bei 13% - und damit auf einem neuen Allzeittief. Die Befragten liegen in meinen Augen richtig, wenn sie sich verstärkt Sorgen über die Befindlichkeit der US-Wirtschaft machen.
US-Wirtschaft verliert beträchtlich an Momentum
Darauf deuten nicht nur unzählige Ergebnisberichte zum dritten Quartal unter den führenden amerikanischen Unternehmen und Konzernen hin. Die Furcht wächst, dass die US-Wirtschaft zu einem Stillstand kommt, wenn dies nicht bereits in der Mache ist. So weisen Analysten der US-Großbank Wells Fargo beispielsweise darauf hin, dass die US-Wirtschaft zurzeit in einem Ausmaß an Momentum verlöre, das die Fed in der Vergangenheit zu Zinssenkungen bewogen habe.
Nun ja, wie gesagt, nun liegen die Zinsen ja bereits seit sieben Jahren bei nahe null Prozent. Und so wundert es auch nicht, dass immer mehr Umfrageteilnehmer davon ausgehen, dass Zinsanhebungen der Fed gar auf das Jahr 2017 verschoben werden. Tja, wenn es überhaupt irgendwann einmal dazu kommen sollte. Hören Sie sich dazu vielleicht meinen Podcast-Bericht Aus diesem Grund ist die Fed „behind the curve“ an.
Unter vielen Befragten wächst zudem die Befürchtung, dass die Fed sich viel zu lange damit Zeit gelassen habe, den eigenen Leitzins anzuheben. Dies hätte schon zu einem deutlich früheren Zeitpunkt geschehen sollen. Dieser Ansicht ist man beispielsweise auch bei der Ratingagentur Moody´s Investor Service.
Verarbeitendes Gewerbe in den USA bereits im rezessiven Terrain
Unterdessen wachsen die Rezessionsängste vor allem unter großen in den USA ansässigen Konzernen und Unternehmen. So wird erwartet, dass der US-Unternehmenssektor im dritten Quartal erstmals seit der "Großen Rezession”, die im Juni 2009 offiziell endete, unter einem allgemeinen Rückgang der Absätze und Gewinne leiden wird. In diese Beobachtungen fügen sich auch jüngst getätigte Aussagen des Fastenal-CFOs.
Wie eingangs schon erwähnt, befinde sich die das industrielle Gewerbe in den Vereinigten Staaten danach bereits in einem rezessionären Umfeld. Aussagen dieser Art wurden in einem Bericht des Wall Street Journal getätigt und entsprechen dem, was wir unseren Lesern in Sachen Wirtschaftsentwicklung USA in den vergangenen Wochen und Monaten mit auf den Weg gegeben hatten.
Auch der Lkw-Transportsektor schwächelt
Laut Aussage von Fastenal-CFO Daniel Florness, dessen Unternehmen über einen der größten Kundenstämme in der amerikanischen Industrie verfügt, habe ein Drittel unter den Top-100-Kunden des Unternehmens die eigenen Bestellungen und veranschlagten Ausgaben für die durch Fastenal gefertigten Schrauben, Bolzen sowie andere in der Konstruktion benötigte Bauteile um mehr als 10% gesenkt.
Rund ein Fünftel der Kunden habe die Bestellungen gar um mehr als 25% reduziert. Es sei ihm deshalb egal, was andere Leute über die aktuellen Entwicklungen dächten oder wie diese Leute die aktuelle Lage beurteilten. Für ihn [Florness] stünde fest, dass sich die amerikanische Industrie längst in einem rezessionären Umfeld befinde. Gleichzeitig beginnen nun auch die LKW-Transporte in den USA zu schwächeln. In der Vergangenheit ebenfalls stets ein guter Indikator, dass sich etwas am Zusammenbrauen in der US-Wirtschaft ist.
Erzählen Sie es Janet Yellen. Und stellen Sie ihr die Frage danach, wann Zinsanhebungen in den USA kommen werden?!! Smile.
Kommentare
Einige sehr interessante Aspekte und leider wieder diese extrem pessimistische Grundhaltung vor allem den USA gegenüber, die mich immer ein wenig nervt.
Nicht, weil sie unbedingt falsch ist, sondern, weil ich mich jedesmal aufs Neue fragen muss, wie neutral Sie Informationen tatsächlich bewerten und aufbereiten können mit dieser Einstellung.
Skepsis ist nie verkehrt und Sie haben mit zahlreichen Ihrer Analysen und Artikel Recht, aber sie suchen sich auch wirklich ausgesprochen selektiv Ihre Informationen heraus:
Eine CNBC-Umfrage zum Thema??! Da kann ich wirklich nur müdestens lächeln, als nächstes könnte man ja noch einmal Cramer zu Bear Stearns befragen?
Bolzennachfrage bei LKW?? Also wenn es mehr nicht ist.
Ich verstehe immer noch nicht ganz, warum Sie sich so derart auf den Industriesektor der USA fokussieren. Sicher ist dieser wichtig für die USA, aber dort
werden Sie zwangsläufig immer wieder auf schlechte Nachrichten stossen.
1. Die USA ist keine Industrienation wie China, die USA sind und werden immer mehr Dienstleistungsgesellschaft mit robustem Binnenmarkt, von dessen Effektivität ein Deutschland nur träumen darf.
2. Die USA muss bei ihrem Exportprodukten in vielen Bereichen nicht über den Preis konkurrieren, was viele gern vergessen. Ansonsten wären die USA durch ihren starken Dollar schon seit langem wieder auf Entwicklungsland-Status zurückgefallen. Der starke Dolalr wiederum sorgt für günstige Importe für den genannten Binnenmarkt.
Ich bin übrigens weiterhin optimistisch für eine Zinsanhebung in nächster Zeit, allen Unkenrufen zum Trotz.
Ein niedriger Leitzins begünstigt nur den Gleichlauf der Märkte und belohnt diejenigen Anleger, die ihre Aktien nicht sorgfältig auswählen und unter Investment lediglich das Hinterherhecheln hinter den internationalen Notenpressen verstehen.
Wer weiss wann das passiert, vielleicht im Dezember, spätestens zu Beginn des Jahres mit Ankündigung im Dezember vermute ich, falls die Welt nicht implodiert vorher.
Wenn ein Markt, nachdem ihm wie einem geistig beeinträchtigten Schulkind über Jahre hinweg vorsichtig nahegelegt wird, dass ein derartiges Zinsumfeld unrealistisch ist und eine Leitzinsanhebung kommen wird, dieser nicht in der Lage ist diese einzupreisen..dann funktioniert er weniger effektiv als Planwirtschaft.
Darf ich nach der Intention oder dem Kern Ihrer an mich gerichteten Message fragen?!!!!
Mir werden weder Inhalt noch Sinnhaftigkeit Ihres Kommentars klar. Heißt: was bezweckt dieser Kommentar?
In meiner Analyse habe ich mich auf neueste Berichte und Umfragen sowie Aussagen von US-Industrievertretern gestützt.
Ihre Meinung, dass die Zinsen in den USA steigen werden, dürfen Sie gerne vertreten, dagegen ist nichts einzuwenden.
Doch gestatten Sie Dritten - wie mir - bitte eine eigene Meinung, ich denke, das Recht darauf besteht für jedermann, nicht wahr?
Besten Dank und viele Grüße!
Ja Sie haben Recht und das sollte nicht unfreundlich gemeint sein.
Ich mag auch sehr, dass sie ebendiese kritischen Aspekte der US-Wirtschaft hinterfragen, die nicht der üblichen Narrative entsprechen.
Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass ich mich über mehr Vielseitigkeit freuen würde bei Ihren Artikeln.
Sie haben zu Recht eine skeptische Grundhaltung der US-Wirtschaft gegenüber, aber da sie sehr gezielt nach Schwachstellen suchen, fehlt mir hin und wieder ein wenig die Objektivität, um den tatsächlichen Zustand der USA besser beurteilen zu können.
z.b. würde ich mich über mehr Gegenüberstellungen a la "das läuft mies, dafür das gut" freuen. Gern auch, wenn SIe aufzeigen wie sich offiziell kommunizierte Indikatoren widersprechen, das machen Sie immer sehr gut.
Weiter würde ich mich über ein wenig mehr Einordnung von Quellen freuen, um deren Aussagekraft besser beurteilen zu können.
Aber natürlich steht es mir nicht zu Ihnen vorzuschreiben, was sie schreiben, das sollte, wie gesagt, eher als Anregung verstanden werden.